Waagschale

Marcel Reither wohnt und arbeitet in Darmstadt. Nach seiner Ausbildung zum Industriemechatroniker und mehrjähriger Berufserfahrung als Schlosser, hat der junge Designer im Sommer 2018 sein Studium zum Diplom-Industriedesigner an der Hochschule Darmstadt erfolgreich abgeschlossen. Die Aufgabe eines Designers sieht Marcel Reither darin, neben den funktionalen Erfordernissen "das Unmögliche möglich zu machen". Die Benutzer seiner Designlösungen möchte er in der Manier eines Magiers überraschen und begeistern. Mit diesem Vorsatz stellt sich Marcel Reither neuen Herausforderungen und findet gerade dann Spaß am Gestalten, wenn es keine Lösung zu geben scheint.

Bei der Waagschale handelt es sich um eine Körperwaage, die durch Flüssigkeitsverdrängung das Körpergewicht des Benutzers anzeigt. Sie funktioniert rein mechanisch und besteht aus drei Bauteilen – einer Glasplatte, einem Kupfersockel und einer Kupferschale – und der Flüssigkeit, die als Anzeigemedium dient.

Zum Produktname "Waagschale" assoziiert man die Redewendung "etwas in die Waagschale werfen". Dabei wird die Schale im Gegensatz zum Kern, als äußere Hülle oder bloße Äußerlichkeit angesehen. Man misst also einen äußerlichen Wert und nicht in erste Linie das grammgenaue Körpergewicht. Die Waagschale wird so zum neuen Sinnbild für ein transparentes und gerechtes Austarieren von Gewichtsvorstellungen. Der Designentwurf versucht nichts zu verstecken und präsentiert über die Flüssigkeitsverdrängung eine innovative Gewichtsanzeige. Der Benutzer selbst, ist für das Eichen zuständig. Das Befüllen spielt eine Rolle für das spätere Messergebnis und spiegelt die Ehrlichkeit des Benutzers wider.

Marcel Reither ist es wichtig, dass die Materialien der Waagschale – Kupfer und Glas – im Kontext der Körperpflege Reinheit ausstrahlen und sich durch Nachhaltigkeit auszeichnen. Die Benutzer bauen auch durch die intuitive Interaktion eine Produktbindung auf. Sollte die Nutzung des Produktes irgendwann zu Ende gehen, lassen sich die Materialien Kupfer und Glas sehr gut recyceln und bieten die Grundlage für neue Produkte.

Marcel im Interview:

Im Sinne des Storytelling: Was hat Dich zu Deinem Entwurf inspiriert?

Die Ehrlichkeit ist ein wichtiges Gut der Menschen. In den letzten Jahren hatte ich jedoch das Gefühl, dass die Ehrlichkeit an Wert verloren hat. So erschuf ich die “Waagschale” als symbolhaftes Produkt der Ehrlichkeit.

Wie und womit hat Dich das Förderprogramm der HDC der Markteinführung Deines Designentwurfes näher gebracht?

In Zusammenarbeit mit verschiedenen Produzenten wurde ein Prototyp gefertigt. Wenn erstmal die Werkzeuge für die Herstellung bestehen, ist der Weg zur Serienproduktion nicht mehr weit. Wenn man sich dann noch die Frage stellt, wie weit man sein Produkt rechtlich schützen will, merkt man, dass man schon mitten im Markt ist.

Welche Erfahrungen hast Du aus dem Mentorenprogramm der HDC gesammelt?

Der Wettbewerb machte mir nochmal klar, wie wichtig Kontakte sind. Die Netzwerke der Mentoren waren eine gute Basis für die Weiterentwicklung des Entwurfs.

Wo siehst Du Deinen Entwurf in den nächsten fünf Jahren?

Der Startstein ist gesetzt. In den nächsten fünf Jahren sehe ich das Produkt doch hoffentlich nicht nur in meinem Badezimmer.

Wie wird es beruflich weitergehen? Möchtest Du ein eigenes Unternehmen gründen oder in die Forschung gehen oder erst einmal Erfahrungen bei anderen Designstudios sammeln?

Bisher habe ich immer meinen Weg gefunden. Die HDC hat mich jedenfalls motiviert, an eigenen Entwürfen weiterzuarbeiten.

Wirst Du nach dem Wettbewerbsprozess in Hessen bleiben? Hat der Wettbewerb dazu einen Einfluss genommen?

Ich fühl mich wohl hier in Hessen und der Wettbewerb hat sicherlich dazu beigetragen.

Marcel Reither 
Hochschule Darmstadt 

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